Diversität ist heutzutage nicht nur ein moralisches Gebot, sondern ein zentraler Erfolgsfaktor für Unternehmen, besonders in global vernetzten Märkten wie Deutschland. Laut der Diversitätsforscherin Dr. Stella Nkomo bringt Diversität „Widerstandskraft, Innovation und Stärke“ in Organisationen. Studien zeigen, dass Teams mit vielfältigen Hintergründen kreativer und erfolgreicher arbeiten. Doch viele Unternehmen kämpfen damit, diese Vielfalt tatsächlich zu fördern und nachhaltig in ihre Kultur zu integrieren. Dieser Beitrag beschreibt vier bewährte Ansätze, wie Unternehmen ihre Diversitätsziele erreichen können und gleichzeitig gesellschaftlichen Mehrwert schaffen – auch in afrikanischen Ländern.
- Vielfalt im Rekrutierungsprozess fördern
Der erste Schritt zu mehr Diversität beginnt bei der Personalbeschaffung. Viele Unternehmen in Deutschland setzen jedoch noch auf traditionelle Rekrutierungswege, die unbewusste Vorurteile verstärken und Vielfalt einschränken. Um echte Chancengleichheit zu schaffen, sollte der Rekrutierungsprozess vielfältiger gestaltet werden. Anonyme Bewerbungsverfahren und Stellenausschreibungen auf Plattformen, die eine breite Zielgruppe erreichen, tragen dazu bei, dass sich mehr Menschen aus verschiedenen Kulturen und Hintergründen bewerben. Auch die Einbindung von Mitarbeitenden mit Migrationshintergrund in Auswahlprozesse hilft, eine kulturübergreifende Perspektive einzunehmen.
Ein Beispiel hierfür ist Andela in Kenia, das gezielt Talente aus unterrepräsentierten Gruppen einstellt und fördert. Mit einer diversitätssensiblen Rekrutierung konnte Andela nicht nur seinen Innovationsgrad steigern, sondern auch soziale Effekte erzeugen, die zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region beitragen. Deutsche Unternehmen könnten von diesem Ansatz profitieren, um nicht nur in Deutschland, sondern auch international positive Effekte zu erzielen und das lokale Arbeitsumfeld zu bereichern. - Unconscious Bias-Trainings etablieren
Unbewusste Vorurteile beeinflussen Entscheidungen häufig unbemerkt und sind in jeder Kultur tief verwurzelt. Unternehmen sollten daher regelmäßige Trainings anbieten, um persönliche Vorurteile zu erkennen und bewusster mit Stereotypen umzugehen, die in Entscheidungsprozesse einfließen.
Ein kontinuierlicher Trainingsansatz, wie ihn das deutsche Unternehmen SAP verfolgt, zeigt, dass Bias-Trainings als Teil einer umfassenden Strategie nachhaltiger wirken. Durch Partnerschaften mit afrikanischen Bildungsinitiativen könnten deutsche Unternehmen zudem ihre Diversity-Programme erweitern und Fachkräfte vor Ort fördern. Dies bringt sozialen Mehrwert und stärkt das Image des Unternehmens auf internationaler Ebene. - Führungskräfte aktiv einbinden
Ein Wandel hin zu mehr Diversität kann nur dann erfolgreich sein, wenn die Führungsebene aktiv daran beteiligt ist und als Vorbild agiert. Führungskräfte spielen eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung von Diversitätsinitiativen und beeinflussen maßgeblich, wie sich Diversität und Inklusion im Unternehmen entfalten. Unternehmen wie die Deutsche Telekom in Deutschland oder die Standard Bank in Südafrika beweisen, dass gezielte Programme für Führungskräfteentwicklung eine große Wirkung haben können.
Deutsche Unternehmen könnten darüber hinaus Programme zur Führungskräfteentwicklung in Zusammenarbeit mit Organisationen in afrikanischen Ländern umsetzen, um Führungskräfte vor Ort auszubilden und zu fördern. Dieser Ansatz schafft langfristige Beziehungen, die nicht nur neue Geschäftsmöglichkeiten bieten, sondern auch einen sozialen Beitrag in den Partnerländern leisten. Der „Social Return on Investment“ (SROI) ist hier signifikant: Lokale Führungskräfte werden gefördert und entwickeln sich weiter, was positive Effekte auf die Gemeinschaft und das Unternehmen hat. - Messbare und transparente Ziele setzen
Ein weiterer wichtiger Schritt zur Förderung von Diversität ist die Festlegung konkreter, messbarer Ziele. Unternehmen sollten klar formulieren, wie sie Diversität auf allen Ebenen erreichen wollen und ihre Fortschritte regelmäßig überprüfen. Diese Zielsetzungen sollten sowohl intern gegenüber den Mitarbeitenden als auch extern transparent kommuniziert werden. Transparenz ist entscheidend, um das Vertrauen der Mitarbeitenden zu gewinnen und den Erfolg von Diversitätsmaßnahmen langfristig zu sichern.
Die Allianz in Deutschland ist ein Beispiel dafür, wie Unternehmen durch transparente Zielsetzungen und regelmäßige Berichte ihre Diversitätsstrategie überwachen. Dies lässt sich auch in afrikanischen Ländern umsetzen: Unternehmen, die soziale Initiativen und Partnerschaften aufbauen, können durch regelmäßige Berichterstattung über die Wirkung ihrer Programme den Wert solcher Investitionen aufzeigen und Vertrauen in den Märkten stärken, in denen sie tätig sind. Transparente Kommunikationskanäle tragen dazu bei, dass der gesellschaftliche Beitrag nicht nur in Deutschland, sondern auch international wahrgenommen wird.
Gesellschaftlicher Mehrwert – ein Gewinn für alle
Unternehmen, die Diversität und soziale Verantwortung als Kern ihrer Unternehmenskultur etablieren, profitieren nicht nur wirtschaftlich, sondern schaffen auch langfristige soziale Vorteile. Der Social Return on Investment in afrikanischen Ländern bietet enorme Chancen: Durch Partnerschaften und Investitionen entstehen Arbeitsplätze, die lokale Wirtschaft wird gestärkt, und qualifizierte Arbeitskräfte werden gefördert.
Ein inspirierendes Modell ist die Kindezi-Philosophie, die kollektive Verantwortung und gegenseitige Unterstützung in Gemeinschaften betont. Diese Philosophie fördert nicht nur die Entwicklung von Individuen, sondern auch die Stärkung von Gemeinschaften durch Zusammenarbeit. Deutsche Unternehmen, die Kindezi-Prinzipien in ihre sozialen Investitionen einbeziehen, unterstützen nicht nur die lokalen Gemeinschaften, sondern erweitern auch ihre soziale Verantwortung in einem globalen Kontext.
Unternehmen, die diesen Ansatz verfolgen, gewinnen kulturellen Reichtum und Innovationskraft. Darüber hinaus steigern sie das Vertrauen und die Loyalität ihrer Kund*innen weltweit. Ein diversitätsbewusstes Unternehmen, das über nationale Grenzen hinausdenkt, zeigt, dass Diversität und soziale Verantwortung echten Mehrwert schaffen können.
Fazit
Um Diversität in Unternehmen nachhaltig zu fördern und gleichzeitig einen gesellschaftlichen Mehrwert in anderen Ländern wie Afrika zu schaffen, bedarf es klarer Strategien und langfristigen Engagements. Die genannten Maßnahmen bieten praxisnahe Ansätze, um Diversität nicht nur in Deutschland zu stärken, sondern auch in Partnerschaftsländern sozialen Mehrwert zu schaffen. Vielfalt ist eine Bereicherung für das Arbeitsumfeld und fördert sowohl die Innovationskraft als auch den Erfolg eines Unternehmens. Unternehmen, die sich aktiv für Diversität und sozialen Einfluss einsetzen, schaffen ein inklusives Umfeld und tragen zur Stärkung von Communities weltweit bei. Ein Unternehmen, das Diversität und soziale Investitionen kombiniert, trägt zu einer positiven, nachhaltigen Zukunft bei und gewinnt weitaus mehr als nur finanzielle Erfolge.
Über die Autorin:
Amal Abbass Saal ist eine preisgekrönte Sozialunternehmerin, Bildungsreferentin und Workshop-Leiterin mit langjähriger Erfahrung in den Bereichen Antidiskriminierung und Diversitätspolitik in Europa, den USA und Afrika. Als qualifizierte Sandspieltherapeutin und Expertin für transkulturelle Methodologien hat sie sich einen Namen in der diversitätsorientierten Organisationsentwicklung, Strategie- und Teamentwicklung gemacht. Sie ist Gruenderin von Kindezi.de und Co-Gründerin des Tubman e.V. Networks, das die afrikanische und afrodiasporische Gemeinschaft stärkt und durch Interessenvertretung und afrozentrische Bildung unterstützt.