Ein Gespräch mit Ying Hösl, Gründerin von Skingineered, über Wissenschaft, Haltung und den Mut zur Lücke.
Sie bringt Hightech in die Hautpflege und Haltung in die Branche.
Ying Hösl ist Verfahrensingenieurin, Kosmetikwissenschaftlerin – und die Gründerin von Skingineered. Mit ihrer Marke setzt sie neue Maßstäbe für Wirksamkeit, Transparenz und Nachhaltigkeit. Was als spontaner Impuls begann, ist heute ein ambitioniertes Laborprojekt mit Haltung. Im Gespräch erklärt sie, warum der UVA-Schutz der unterschätzte Held der Hautpflege ist, wie man sich gegen Greenwashing und Chemophobie behauptet – und warum man in einer lauten Welt nicht am lautesten, sondern am relevantesten sprechen sollte.
Von außen betrachtet wirkt ihr Weg zielgerichtet. Doch Ying Hösl, Verfahrensingenieurin und Diplom-Kosmetikingenieurin, betont, dass hinter Skingineered kein klassischer Businessplan, sondern ein innerer Drang stand.
„Ich wollte nie einfach ein Unternehmen gründen, nur um Unternehmerin zu sein“, sagt sie. Vielmehr sei der Impuls organisch gewachsen – aus dem Wunsch, Dinge zu verbessern. „Ich habe damals viel technisches Wissen auf Social Media geteilt und immer wieder dieselbe Lücke erkannt: Trotz all der Produkte da draußen fehlte oft genau das, was ich gesucht habe. Eines Sonntagmorgens bin ich aufgewacht und dachte: Dann mache ich es eben selbst.“
Diese Lücke hatte einen Namen: UVA-Schutz.
Sonnenschutzprodukte gibt es viele – doch zuverlässigen, alltagstauglichen UVA-Schutz? Den suchte man lange vergeblich. „Mein Anspruch war von Anfang an klar: sehr hoher UVA-Schutz, reizarme Formulierung, angenehmes Hautgefühl“, erklärt Hösl. „Viele Menschen wissen inzwischen, dass täglicher UV-Schutz das Beste ist, was sie für ihre Haut tun können. Aber UVA wurde lange unterschätzt.“ Während der Markt sich auf leichte Texturen konzentrierte, blieb der UVA-Schutz oft im Schatten. Mit dem „UVA-Booster“ hat Skingineered diesen blinden Fleck gefüllt.
Was Skingineered von anderen Marken unterscheidet, ist nicht nur das Produkt, sondern der Ansatz.
Hösl verbindet Cosmetic Science mit klassischer Verfahrenstechnik – ein Zusammenspiel, das selten ist. „Verfahrenstechnik heißt: Rohstoffe so zu verarbeiten, dass am Ende ein funktionales Produkt entsteht“, erklärt sie. „In der Kosmetik ist das genauso. Aber ich denke eben nicht nur in Wirkstoffen, sondern auch in Technologien.“ Ihre Ausbildung erlaubt ihr, wissenschaftliche Erkenntnisse nahtlos in funktionale Formulierungen zu übersetzen – und das mit einem Team aus Chemiker:innen und Dermatolog:innen, die sie als „Brückenbauer“ zusammenführt.
Skingineered versteht sich nicht nur als Marke, sondern als Haltung. Und Haltung bedeutet auch: Nein sagen zu gängigen Branchenmechanismen.
„Ich lehne Angst-Marketing, Chemophobie und Greenwashing entschieden ab“, sagt Hösl. „Kosmetik soll empowern – nicht verunsichern.“ Sie plädiert für faktenbasierte Aufklärung, ehrliche Kommunikation und Konsument:innen, die ihre Entscheidungen selbstbestimmt treffen. „Das bedeutet auch, unbequeme Wahrheiten nicht zu verschweigen. Haltung heißt, sachlich zu bleiben, selbst wenn es einfacher wäre, laut mitzuschreien.“
Dass der Weg zur eigenen Marke kein Spaziergang ist, weiß sie aus erster Hand.
„Die Produktentwicklung war die größte Herausforderung“, erzählt sie. Über zwei Jahre habe es gedauert, bis die Formulierung des UVA-Boosters final war. Dazwischen: unzählige Muster, Rückschläge, Zweifel. „Ich habe oft gedacht: Wenn die Idee so gut ist – warum hat das nicht längst jemand gemacht?“ Die Antwort: Innovation entsteht nicht durch Einfachheit, sondern durch Hartnäckigkeit. Der Dialog mit ihrer Community habe sie getragen – ein direktes Feedbacksystem, das von Anfang an Teil der Marken-DNA war.
Auch das Thema Nachhaltigkeit betrachtet Hösl durch die wissenschaftliche Linse – und sieht es kritisch.
„Nachhaltigkeit wird häufig auf Verpackung reduziert, dabei entsteht die meiste Umweltbelastung bei der Produktion selbst“, erklärt sie. Für sie beginnt verantwortungsvolle Entwicklung im Design: Produkte müssen so formuliert sein, dass sie aufgebraucht werden – ohne Irritationen, ohne Fehlkäufe. Gleichzeitig spendet Skingineered pauschal 1 % des Umsatzes an Atmosfair. „Wir sehen Nachhaltigkeit nicht nur ökologisch, sondern auch hautbiologisch.“
Als Gründerin einer stark wissenschaftlich geprägten Marke in einer oftmals oberflächlich assoziierten Branche ist ihr Blick auf das Beauty-Business differenziert.
„Manchmal denke ich: Wir investieren so viel Gehirnschmalz – für Kosmetik? Das ist Luxus.“ Und doch: Kosmetik sei interdisziplinär wie kaum ein anderes Feld. Chemie, Analytik, Grenzflächenphysik, Sicherheitsbewertung – all das fließe zusammen. Und: Es braucht Diversität. „Hinter den Kulissen gibt es großartige Kolleginnen in führenden Positionen. Aber in der Außenwahrnehmung wird männlichen Experten oft mehr Kompetenz zugesprochen – einfach, weil ihre Stimmen tiefer sind oder sie ‚unaufgeregter‘ wirken.“
Trotz Rush Hour des Lebens – mit Kleinkind, Teamleitung und Markenaufbau – bleibt die Leidenschaft spürbar.
„Mein Tag beginnt mit der Kita, danach Team-Calls, Projektmanagement, Reviews – und abends dann nochmal Skingineered: Strategie, Shop, Content, Rechtliches.“ Freizeit? Mangelware. Aber das nehme sie in Kauf. „Ich mache gerade das, was ich am liebsten tue.“
Und was ist der größte Aha-Moment gewesen?
„Dass man in einer Welt voller Schwurbelei nicht lauter, sondern relevanter sprechen muss“, sagt sie. Fakten allein reichen nicht – aber sie wirken, wenn sie verständlich und respektvoll kommuniziert werden. „Wer seine Zielgruppe ernst nimmt, wird auch ernst genommen.“
Ihr Rat an andere Femtrepreneurs: Einfach anfangen.
„Perfektion ist kein Anfang. Fehler, die man früh macht, kosten am wenigsten. Und keine Angst vor Nachahmern – was sich nicht kopieren lässt, ist deine Community.“
Zum Schluss, ganz pragmatisch: Was rät die Expertin jeder Frau für ihre Hautpflege?
„Reinigung, Feuchtigkeit, Sonnenschutz – das ist die Basis. Mehr braucht es nicht, um wirksam zu sein. Alles andere ist Kür.“
Am Ende bleibt die Haltung.
Ying Hösl hat mit Skingineered nicht nur eine Marke geschaffen, sondern auch eine Botschaft: Wissenschaft kann schön sein. Und Schönheit kann Haltung haben. Wer ihre Geschichte hört, spürt schnell: Hier geht es nicht um das lauteste Versprechen, sondern um das glaubwürdigste. „Man muss nicht lauter schreien, nur relevanter sprechen“, sagt sie. Ein Satz, der über die Hautpflege hinausreicht – und den man sich nicht nur fürs Badezimmer merken sollte.
Über die Autorin:
Ying Hösl ist Cosmetic Scientist, Verfahrensingenieurin und Gründerin der Hautpflegemarke Skingineered. Mit ihrer einzigartigen Kombination aus Kosmetikwissenschaft und Technik steht sie für wirksame, wissenschaftlich fundierte und nachhaltige Hautpflege „Made in Germany“. Als Entwicklerin des innovativen UVA-Boosters gilt sie als Vordenkerin der Branche. In Fachkreisen ist sie gefragte Speakerin, Autorin und Impulsgeberin für eine neue Generation von Hautpflege mit Haltung.